Poggio Antico

Hier wurde lange nicht ernsthaft an Wein gedacht. Bis in die 70er Jahre hinein war es ein hinterwäldlerisch wirkendes Gehöft mit drei kleinen Steinhäusern, Ställen, einigen Olivenbäumen und, jawohl, auch ein paar verstreute Weinstöcke in einer Form, die in Australien beschönigend „bush vine“ heißt und in der Toskana kein bisschen besser war.

Erst 1978 wurde Elektrizität gelegt, und damit begann die Phase der Zivilisation auf dem alten Hügel, dem Poggio Antico. Etwa gleichzeitig wurden die ersten Weinberge angelegt und ein Keller gebaut. Aber so richtig los ging es mit dem Wein erst 1984, als Giancarlo und Nuccia Gloder aus Mailand das Gut erwarben. Sie hatten sich in die Schönheit der Gegend um Montalcino verliebt, und wie so viele andere Neuankömmlinge entdeckten sie, dass das neue Besitztum viel zu viel Geld verschlang, wenn man es nicht professionell bewirtschaftete.

Dafür ist seit 1987 Tochter Paola Gloder zuständig, die bis heute eine beeindruckende Linie von feinen Jahrgängen aufzuweisen hat. 1998 überzeugte sie sogar ihren Mailänder Ehemann Alberto Montefiori, auf Poggio Antico mitzuarbeiten.

Es war viel zu tun. Die Weinberge erwiesen sich zwar als ideal gelegen, ohne jegliche Spätfrostgefahr und dank der guten Belüftung nur minmal anfällig gegen Parasitenbefall. Aber die 15,5 Hektar Weinberge, die Ende der 70er Jahre angelegt worden waren, entsprachen nicht mehr den modernen Anforderungen an vernünftiges Weinbergsmanagement. Sie werden deshalb völlig neu bepflanzt, wobei die Pflanzdichte von 3300 auf gut 6000 Stöcke annähernd aufs Doppelte anwächst. Die Neubepflanzung dauert Jahre, sie ist noch nicht abgeschlossen. Neue Weinberge, die 17 Hektar umfassen, wurden 1997 und 2001 neu angelegt.

Hier gibt es ausschließlich Rotwein. Paola Gloder denkt gar nicht daran, wertvollen Boden in Montalcino für Experimente zu opfern. Nur beim Paradewein des Hauses, dem Brunello, setzt sie auf eine Doppelstrategie. Ein Teil wird traditionell in großen Eichenfässern aus slawonischer Eiche ausgebaut, ein anderer – „Altero“ genannt – reift in französischen Tonneaux. Es ist faszinierend zu sehen, wie sehr die Fassgröße den Charakter der Weine beeinflusst.

Aber welche Variante des Brunello die Fans von Poggio Antico auch bevorzugen, ob sie auf die zusätzlichen Reifevorgänge in der Flasche warten wollen oder es gar nicht erwarten können, den Korken zu ziehen: In jedem Fall erhalten sie einen sorgfältig bereiteten Brunello feinster Qualität. Und wer statt Brunello lieber einen Rosso di Montalcino oder einen modernen IGT oder „Supertuscan“ trinken möchte, wird bei Poggio Antico ebenfalls fündig.